Die „Verteidigungstechniken“ werden nicht im Voraus bestimmt und eingeübt, sondern die verbindenden Prinzipien formen die „Technik“ gemäss der jeweiligen Situation.
Im Systema wird oftmals vom Fehlen der Techniken gesprochen – es gibt keine Techniken! Rein äusserlich betrachtet, können kampfkunsterfahrene Menschen einzelne Formen als Techniken erkennen.
Der grosse Unterschied zwischen Systema und den traditionellen asiatischen Kampfkunstformen besteht jedoch darin, dass die letzteren endgültige Bewegungsabläufe vorgeben, die durch endlose Wiederholungen automatisiert werden. Im Systema sieht man davon ab: Vielmehr wird gelehrt, mit dem Körper zu denken, indem biomechanische Prinzipien bewusst angewandt werden. Die entsprechende Trainingsmethode baut auf ganzheitlichen, natürlichen und spontanen Lösungen und Flexibilität auf, denn jede mögliche Konfliktsituation ist schliesslich einmalig und muss individuell gelöst werden.
Zur Trainingsstruktur gehört z. B. das spielerische und langsame Üben. Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser Weg der einzige ist, um das Unterbewusste langfristig zu programmieren und so erlangte Fähigkeiten (Beweglichkeit, Feinmotorik usw.) in Stresssituationen einsetzen zu können. Das langsame Üben baut das muskuläre Erinnerungsvermögen auf. So befreit von der Gehirnsteuerung setzt das „Körperdenken“ ein. Nur daraus resultiert effektive Körperreaktion – Gedanken, Absichten oder Emotionen üben dann keinen störenden Einfluss mehr auf die körperliche Reaktion aus. Das spielerische Üben steht der Absicht, Abwehrstrategien im Voraus vorzubereiten, entgegen. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung dar, um situationsadäquat und effizient reagieren zu können.